Was will ich als kreativer Mensch bewirken?
Die Frage nach der Bestimmung treibt uns an. Was erfüllt unser Tun mit Zufriedenheit und Erfüllung? In der Blogparade von Judith Peters Blog your Purpose geht es genau um diese Fragen: Was will ich anstoßen, verändern, bewirken?
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Ist es meine Bestimmung, unsere Welt etwas besser zu machen?
Das klingt ganz schön übertrieben, oder? Früher habe ich mir oft die Frage gestellt, ob Schmuck herzustellen nicht zu profan ist. Oder besser, ob ich nicht etwas tun sollte, was die Welt rettet.
Aber ist das nicht für jeden ein zu großer Anspruch?
Mit Sicherheit, denn wenn wir ehrlich sind, können wir nur uns selbst verändern. Und damit unsere Umgebung. Natürlich gibt es Menschen, die wie Dominosteine immer mehr in anderen Menschen anstoßen können. Und auch diese bewegen wieder etwas an und um sich.
Die zweite Frage ist, was die Welt retten - oder sagen wir verbessern kann? Sind es immer nur die großen spektakulären Handlungen oder sind auch kulturelle Strömungen, die eher unbemerkt das Selbstverständnis der Menschen verändern?
Ich glaube ja. Ästhetik und Ethik können nicht ohne den anderen. Wenn wir uns die Geschichte und damit auch die Entwicklung der Menschheit ansehen, trennen wir meist Kunst und Weltpolitik. Zusammen gesehen spiegeln die Kunst und Kultur aber immer die Werte und Vorstellungen der jeweiligen Zeit.
Was meine Kindheitsträume mit meinem jetzigen Beruf zu tun haben.
Astronautin - Biologin - Goldschmiedin: Das waren meine drei Berufswünsche als Kind.
Fähigkeiten und Entscheidungen haben dazu geführt, dass ich einen dieser Wege gegangen bin. Die anderen beiden Möglichkeiten und offenen Bestimmungen sind damit vergangen. Dabei denke ich immer noch, auch die anderen Dinge gut zu mir gepasst hätten.
Andererseits wäre ich wohl ein anderer Mensch. Denn auch mein(e) Beruf(ung) formt mein Selbstverständnis.
Während ich diesen Blog schreibe, ist mir jedoch eine Tendenz aufgefallen. In allen drei Berufen steckt ein Kern: die Neugierde auf etwas Neues, noch unentdecktes, was den Menschen emotional bewegt.
Die kindlichen Spiele von Leben als Tierarzt haben mich zB wenig geprägt. Vielleicht, weil Ärzte den Ist-Zustand erhalten wollen? (und das nicht immer können?)
Eine weiter Gemeinsamkeit ist der Reiz der Schönheit: Die Schönheit der Welten, der Natur, der geschaffenen Gegenstände.
Als Goldschmiedin kann ich Schönheit erschaffen!
Woher meine Vorstellung vom Goldschmieden in meiner Jugend kam, weiß ich überhaupt nicht. Die kreative Ader kommt aus meiner väterlichen Linie der Familie. Doch weit und breit gab es niemanden, der Schmuck herstellte. Ob ich als Teenager überdurchschnittlich Schmuck-verrückt war, denke ich auch nicht.
Steckt hier eine Art Vorsehung, ein Schicksal, das zur Berufung wurde? Ich weiß es nicht. Oder ich kann mich an den Schlüsselmoment für diesen Berufswunsch nicht erinnern. Vielleicht war es die große Tutanchamun Ausstellung 1980 in Berlin-Charlottenburg?
Wenn ich mir überlege, wie zerlesen der Ausstellungskatalog ist, kann das gut sein.
Fakt ist, mit dem Goldschmieden schaffe ich regelmäßig aus relativ langweiligen Grundmaterialien wunderschöne Gegenstände. Schmuckstücke, die tragbar und langlebig sind. Kunsthandwerk, dass nicht nur benutzt wird, sonders auch Geschichten erzählt und Erinnerungen weckt.
Die innere Motivation ist, Neues zu schaffen, das Freude bereitet.
Die kreative Ader in mir ist wie eine Angewohnheit. Laufe ich durch meine Umgebung und mein Blick fällt Einzelheiten, fallen mir sofort Wege ein, die es verschönern könnte. Oder ich verharre innerlich an Dingen, die ich als schön empfinde.
Bei meiner Arbeit habe ich jedoch eine starke Abneigung, alte Schönheit zu reproduzieren. Obwohl ich inzwischen sehr viele Kataloge und Bücher über Kunsthandwerk studiert habe.
Und wie ein Sahnehäubchen auf dem Eis befriedigt mich die Freude anderer über etwas, was ich erschaffen habe. Nicht für mich arbeite ich meine Schmuck-Unikate, sondern für Menschen, die sie mit Liebe tragen werden
Was haben Hunde mit meiner Berufung zu tun?
Tiere sind eine weiter Leidenschaft von mir. Und auch durch Entscheidungen haben die Hunde einen großen Raum in meinem Leben. Hunde sind für mich aber mehr als nur nette fellige Spielkameraden.
Ich sage gerne scherzhaft, das Wort Hund kommt von Hoffnung und Hunger. Letzteres ist klar.
Aber warum Hoffnung? Hunde sind für mich fast immer die geborenen Optimisten. Im Augenblick lebend und sich selten Sorgen machen, was demnächst kommen könnte, sind sie jederzeit in der Erwartung zu Freude bereit.
Als Hunderasse komme ich immer wieder auf die Hunde, die in ihrer genetischen Disposition offen für neue Lösungsansätze sind. Verhaltens-kreativ wird oft (negativ gemeint) gesagt.
Doch wieder stoße ich da auf das Muster des Neuem. Mit solchen Hunden zu leben und zu arbeiten heißt viele Überraschungen und die Fähigkeit, sich immer wieder neue Mensch-Hund-Kommunikationen zu überlegen.
Was ich als Schmuck-Designerin und kreativer Künstler hinterlassen will:
Zuerst einmal wünsche ich mir Menschen, die meinen Schmuckstücke ein Fürimmerzuhause geben. Dieses Wort aus der Tiervermittlung sagt mir zu, denn es bedeutet für mich diese Freude und Liebe, die ich mir wünsche, wenn jemand ein Schmuckstück bei mir kauft.
Während ich an Tutanchamun dachte, überkam mich eine Gänsehaut.
Wie wäre es, wenn ein Schmuckstück von mir über Generationen weiter gegeben würde? Und auch weitere Menschen bei seinem Anblick Freude empfinden würden? Ja, dann wäre das Schmuckstück alt, vielleicht schon antik. Aber die Freude über die Schönheit wäre immer noch lebendig.
Es sind kleine Momente, in denen meine Schmuckstücke die Welt für Einzelne besser machen.
Kleine, aber wertvolle Momente, die meine Existenz sinnvoll machen.