Sternenmeer - von der Inspiration zur Unikat-Kollektion
Schmuck-Design bedeutet, sich immer neue Entwürfe und Schmuckstücke auszudenken.
Woher habe ich nur all diese Ideen?
Zur Verdeutlichung habe ich ein Foto von der Ostsee heraus gekramt. Es symbolisiert für mich ein Gefühl, dass ich in der Natur habe. Das Gefühl, dass es so viel Schönheit und Vielfalt auf der Welt gibt. Mit diesem Gefühl und dem Blick auf die wundervollen Dinge in dieser Welt kehre ich zurück in die Werkstatt. Und beginne, das Edelmetall zu formen.
Ist das für dich verständlich? Manchmal weiß ich nicht, wie ich es beschreiben soll.
Jeder Entwurf und die Anfertigung eines Schmuckstücks ist eine Herausforderung.
Um diese Aufgabe gemeinsam anzugehen und sich dabei gegenseitig zu unterstützen und zu inspirieren, gründeten eine Handvoll Schmuck-Designer 2020 eine Instagram-Challenge. Also einen Monat mit einem Thema. Jeden Tag gibt es einen Anstoß, wie man seinen Workflow und seine Arbeit zeigen kann.
Jeder, der teilnehmen will, kann dazu auf seinem Instagram einen passenden Beitrag posten.
Ein Monat erscheint lang, aber es ist dadurch auch genügend Zeit, in diesen Wochen das Stück zum Thema zu entwerfen, zu planen und zu arbeiten.
Bis am Ende die entstandenen Arbeiten in Hochglanz präsentiert werden.
2021 war das Thema für diese Jewellers Buddies Challenge “Sternenmeer”.
Der Himmel und das Meer haben für uns Menschen schon immer große Ähnlichkeiten: die unvorstellbare Weite, die Farben, die Schwerelosigkeit im Himmel und beim Tauchen, unerforschte Gebiete, Geheimnisse, Wasserwesen und Sternbilder.
Zuerst dachte ich an Fische, die in einem Meer aus Sternen schwimmen. Aber dann kam ich auf etwas viel Naheliegenderes. Mich ließen zu diesem Thema die Seesterne einfach nicht mehr los. Als Kind an der Ostsee im Sommerurlaub habe ich sie geliebt. Sie wurden oft anschwemmt oder lagen im Seetang am Strand.
An Anfang steht immer die Recherche und die Zeichnung - sagt man.
Von Karl Lagerfeld habe ich einmal einen Satz gehört, der sinngemäß sagte, man müsse erst alles gesehen haben, um Neues schaffen zu können. Und tatsächlich gehört es für mich zum Entwerfen dazu, mir zuerst ganz viel anzusehen. Das "Hässliche" zu verwerfen. Das Schöne zu sammeln. In meinem Kopf oder als Sammlungen oder Skizzen.
Andererseits zeichne ich nicht immer Entwürfe. Sehr oft habe ich meine Vorstellungen nur im Kopf. Schwierig wird es dann, mit Kunden oder anderen Designern darüber zu reden. Dann entsteht schon mal so eine Zeichnung:
Für meine Kreativität brauche ich Spontanität und einen Plan.
Wenn ich meine Arbeitsweise beschreiben sollte, dann denke ich an eine Hummel, die von Blüte zu Blüte flattert. Ab uns zu vertieft sie sich ganz tief in die Blume und kommt erst viel später über und über mit Pollen bedeckt wieder zum Vorschein. Für manche Blüten ist sie aber zu dick und manche besucht sie nur kurz. Vermutlich, um später zurückzukehren.
Dennoch liegt mein Fokus z.Z. darin, mehr Schnelligkeit in den kreativen Prozess zu integrieren. Aber ohne in die Serienproduktion von tausenden gleichen Stücken zu gehen.
Ich möchte Ähnliches mit lauter individuellen Details schaffen. Eine Kollektion aus Einzelstücken: Schmuck, der ein Thema hat, zusammenpasst und bei dem doch jedes Stück eigenen Details und Möglichkeiten hat.
Und das Thema der Challenge passt wunderbar dazu: Denn ein Seestern ist zwar ein Stern im Meer, aber noch kein SternenMeer.
In der Goldschmiede-Werkstatt entstehen die Schmuckstücke in vielen Einzelschritten.
Mein Lieblingswerkzeug, die hydraulische Presse, hilft mir dabei, dieses Meer aus Seesternen zu fertig.
Zuerst habe ich mit ihr ein Silberblech mit Mustern strukturiert. Aus Plaxiglas habe ich eine Form gearbeitet und sie dann zum Tiefziehen benutzt.
Nachdem ich einen ganzen Schwarm in der Presse geformt habe, werden alle ausgesägt.
Ich denke an Ohrringe und Kettenanhänger, schiebe die noch rohen Edelmetallstücke hin und her und kombiniere sie mit Edelsteinen. Doch zuerst will ich die einzelnen Seesterne noch weiter verfeinern. Mir ist es nämlich so zu wenig. Also zu wenig besonders, zu wenig individuell, zu wenig Struktur und zu wenig Farbe. Also spielte ich auch noch mit verschiedenen Farben und Edelsteinen herum. Das Silber kann geschwärzt oder hell poliert werden. Mit Punzen und kleinen Gold- und Silberkugeln verfeinere ich die Seesterne.
Die Spannung bleibt also auch für mich lange erhalten.
Bei den Überlegungen für die Details geht es auch um das, was nur die Träger vom Schmuck sehen können: Die Rückseite.
Und doch nimmt diese Seite immer ein guter Teil der Gestaltung ein. Funktional, aber auch schön soll sie sein. Anschmiegsam und doch stabil.
Bei meinen Seesternen überlege ich, ob es immer eine zweite Schicht als Rückseite sein muss. Natürlich gibt es mehr Plastizität. Doch der größere Arbeitsaufwand macht den Preis höher.
Ach, immer diese Entscheidungen.
Sind endlich die Unikate fertig, geht es um die Möglichkeiten der Schmuckfotografie
Fotos von meinem Schmuck ersetzen mir ein Schaufenster. Zusätzlich ersetzten sei auch noch das Ansehen mit den Händen in einem Verkaufsgespräch. Und so versuche ich, viele Dinge mit meiner Fotografie abzubilden. Hier ein paar Beispiele:
Das erste Foto am Werkbrett, dass den kompletten fertigen Eindruck der Schmuckstücke vermittelt, ist immer etwas Besonderes.
Mir ist ein Bildaufbau mit bestimmten Gegenständen sehr wichtig. Hier kann ich Größe und Farben verdeutlichen, aber auch ein Lebensgefühl vermitteln.
Mit Modell-Fotos von meinem Schmuck tue ich mich etwas schwer. Dennoch sind sie sehr wichtig, für die Vorstellung des später getragenen Schmuckstücks.
Das Gruppenfoto. Ich musste mich beherrschen, nicht noch mehr Muscheln hinzuzufügen. Strandfeeling. Nein, es soll dabei um die Schmuckstücke gehen.
Close-up! Schau dir dieses schöne Muster an. Und jetzt stell dir vor, wie es sich anfühlt: Kühl, zart geriffelt, irgendwie samtig, trotz der Härte des Silbers, das sich schnell aufwärmt, wenn du es weiter streichelst.
Am Ende bin ich selbst immer etwas verliebt in meine Schmuck-Unikate.
Einen Montag lang haben wir uns mit den vielen Schritten beschäftigt, die es bedarf, um ein Schmuckstück zu schaffen. Einen Monat, das ist viel länger, als es tatsächlich für die Herstellung braucht. Aber sich den Raum geben, alle Schritte einmal zu zeigen, das soll diese Aktion von uns.
Liebe Grüße und bleib kreativ,